KOMMUNIQUE: Tagung des Verwaltungsrats auf Ministerebene

Kernaussagen

Wir können und werden eine nachhaltige und sichere Energiezukunft erreichen, wenn wir jetzt und heute energischere Maßnahmen ergreifen, um:

  • unsere wachsende Abhängigkeit von Energieeinfuhren bei gleichzeitig zunehmender Konzentration des weltweiten Angebots auf eine geringere Zahl von Bezugsquellen zu reduzieren;
  • die Anfälligkeit unserer Volkswirtschaften gegenüber hohen, volatilen Energiepreisen zu verringern, vor allem auch durch verstärkte Maßnahmen zur effizienteren Energienutzung;
  • die Umwelteffekte der weltweit wachsenden Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu vermindern.

Energieversorgungssicherheit
1. Die Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit, insbesondere in den Bereichen Öl, Gas und Strom, bleibt unsere Kernaufgabe. Darunter verstehen wir ein weltweit größeres Angebot an verlässlicher, erschwinglicher und sauberer Energie. Die anhaltend hohen Energiepreise bereiten uns erhebliche Sorge; denn sie bremsen Wirtschaftstätigkeit und Wachstum und benachteiligen insbesondere die Armen. Wir stehen entschlossen zu unserer Verpflichtung, gemeinsam zu handeln, um bei Versorgungsstörungen eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.

2. Die Spekulation an den Ölmärkten ist Anlass zu Besorgnis, aber sie ist nicht die eigentliche Ursache von Volatilität und hohen Preisen. Wenn die Energiemärkte in der Lage sein sollen, unvorhergesehene, aber unvermeidliche Schocks zu verkraften, bedarf es sowohl rechtzeitiger Investitionen als auch ausreichender Vorräte. Preissubventionen verzerren die Märkte, und Investitionshemmnisse führen zwangsläufig zu Kapazitätsengpässen. Bei den heutigen Preisen sind Maßnahmen zur Ankurbelung und Diversifizierung des Energieangebots wie auch zur Eindämmung des Energieverbrauchs erforderlich.

3. Die Vertiefung unseres Dialogs mit den Ölförder- und den großen Ölverbraucherländern hat sich für die Förderung der Marktstabilität als entscheidend erwiesen, und wir begrüßen die Initiativen der Förderländer, das Angebot zur Deckung der wachsenden Nachfrage zu erhöhen. Wir freuen uns insbesondere darüber, dass Minister Elizondo aus Mexiko, einem wichtigen Ölförderland und Mitglied der OECD, heute in unserem Kreis anwesend ist. In Zusammenarbeit mit den Ölförderländern und auf der Joint Oil Data Initiative aufbauend werden wir uns um höhere Standards für die Transparenz an den Ölmärkten mittels besserer Daten bemühen.

4. Eine Herausforderung für Energieproduzenten und verbraucher gleichermaßen ist die Notwendigkeit, die Investitionen im Energiesektor zu verstärken. Schätzungen der IEA zufolge werden bis 2030 im Energiesektor Investitionen in Höhe von 16 Bill. US-$ benötigt. Wir beobachten jedoch unzureichende Investitionen in Stromerzeugung und übertragung sowie im vor- und nachgelagerten Bereich der Wertschöpfungsketten in der Öl- und Gaswirtschaft. Wir bekräftigen unsere Überzeugung, dass sich die Gestaltung dieser freien Märkte im Zuge der Beseitigung der Investitionshemmnisse durch die Regierungen an den Marktkräften orientieren muss.

5. Wir verpflichten uns zur Schaffung eines stabileren und transparenteren Rahmens, um angemessene und rechtzeitige Investitionen zu gewährleisten. Wir appellieren weltweit an alle Regierungen, sich dieser Verpflichtung anzuschließen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass private Investoren an im Umbruch begriffenen Märkten anderen Risiken ausgesetzt sind und neuer Mechanismen für das Risikomanagement und die Mobilisierung des erforderlichen Kapitals bedürfen.
Weltenergiemärkte

6. Wir begrüßen die Teilnahme von Vizeminister Zhang Xiaoqiang aus der Volksrepublik China. Das rasche Wirtschaftswachstum Chinas bedeutet für seine 1,3 Milliarden Bürger größeres wirtschaftliches Wohlergehen. Dieses Wachstum in China und den übrigen Teilen der Welt mit der nötigen Energie zu versorgen, wird jedoch eine große Herausforderung darstellen. Wir werden verstärkte Anstrengungen unternehmen, um unsere Erfahrungen und vorbildlichen Verfahren weltweit zu verbreiten, damit wir alle gemeinsam in der Lage sind, einen nachhaltigeren Energiepfad einzuschlagen. Unsere Beziehungen mit China unterstreichen in beispielhafter Weise die Bedeutung eines solchen Dialogs mit anderen wichtigen Energieproduzenten und verbrauchern der Welt. Wir begrüßen besonders die Entschlossenheit Chinas, strategische Ölvorräte aufzubauen.

7. Wir freuen uns über die Teilnahme von Minister Piechota aus Polen und von Staatssekretär Pomothy aus der Slowakischen Republik und erkennen die erheblichen Fortschritte Polens und der Slowakischen Republik bei der Erfüllung der Bedingungen für eine IEA-Mitgliedschaft an. Diese Länder werden auch unsere kollektive Fähigkeit verstärken, in Zeiten schwerwiegender Versorgungsstörungen mehrere Monate lang bis zu 10 Millionen Barrel Öl täglich bereitzustellen, was nach wie vor unsere wichtigste erste Verteidigungslinie darstellt. Angemessene strategische und private Ölvorräte sind umso wichtiger, je mehr die Asymmetrie zwischen Ölförder- und Ölverbraucherregionen zunimmt.
Sauberere Energiesysteme weltweit

8. In ihrem Standardszenario projiziert die IEA, dass 85% des zusätzlichen Weltenergiebedarfs in den nächsten 25 Jahren durch fossile Energieträger gedeckt werden, wenn sich nichts ändert. Der Weltenergieverbrauch wie auch die CO2-Emissionen nehmen um je 60% zu. Diesem Szenario zufolge verdoppelt sich der Kohlenstoffausstoß der Entwicklungsländer bis 2030 und wird den der OECD-Mitgliedsländer dann übertreffen, während nahezu 1,4 Milliarden Menschen auch 2030 noch keinen Zugang zu Strom haben werden.

9. Nichts zwingt uns indessen, die Energiezukunft getreu dem bisherigen Muster zu planen.

10. Das alternative Szenario der IEA zeigt, dass wir durch Umsetzung der Maßnahmen, die wir derzeit prüfen, bis 2030 den Energieverbrauch in den IEA-Ländern um 10% und die CO2-Emissionen um 16% gegenüber dem Referenzszenario reduzieren könnten. Eine bessere Endverbrauchseffizienz würde 60% zu diesem Ergebnis beitragen. Der Rest würde durch eine verbesserte Stromerzeugung mit Hilfe sauberer Kohletechnologien, den vermehrten Einsatz von Gas und erneuerbaren Energieträgern sowie durch Kernenergie in den Ländern erreicht, die sich für die Option Kernkraft entschieden haben. Wir können aber auf jeden Fall noch mehr tun.

11. Die Energieeffizienz der OECD-Mitgliedsländer hat sich zwischen dem Ölschock von 1973 und dem Jahr 1998 sogar noch stärker verbessert. Unser kollektiver Energieverbrauch wäre ohne die effizienzbedingten Einsparungen in diesem Zeitraum um 49% höher gewesen. Die Effizienzgewinne haben sich seit Mitte der achtziger Jahre verlangsamt, doch kann dieser Trend heute durch energischere Maßnahmen umgekehrt werden. Wir verpflichten uns zu verstärkten Bemühungen im Bereich der Effizienzsteigerung und weisen die IEA an, unsere diesbezüglichen Anstrengungen intensiv zu beobachten, insbesondere im Rahmen der jeweiligen Länderprüfungen sowie durch die Weitergabe unserer Kenntnisse über vorbildliche Verfahren an die übrige Welt.

12. Es besteht kein Zweifel daran, dass in Zukunft ein dauerhaft niedrigerer CO2-Ausstoß grundsätzlich möglich ist; dazu bedarf es aber rigoroserer Maßnahmen, marktbasierter Instrumente sowie der Einbindung der übrigen Länder der Welt. Wir werden uns dafür direkt und über die bereits vorhandenen Mechanismen wie z.B. die G8 und die Vertragsstaatenkonferenz (UNFCCC), aber auch an anderer Stelle einsetzen. Diese Verantwortung gilt für uns alle.

13. Wir müssen aus den heutigen Technologien größeren Nutzen ziehen und beschleunigt Zukunftstechnologien einführen, wenn das Potenzial der Technik Wirklichkeit werden soll. Wir können und werden die effiziente, sauberere Verwendung fossiler Energieträger vorantreiben, während wir gleichzeitig aber kosteneffektive CO2-arme bzw. CO2-freie Energieträger erforschen und einsetzen. Die beschleunigte Entwicklung und Markteinführung von Energietechnologien erfordert erhebliche private und öffentliche Mittel. Wir verpflichten uns, unseren Teil zur Mobilisierung einer starken finanziellen und politischen Unterstützung dieser unerlässlichen Energietechnologien beizutragen.

14. Mit den Lehren der Vergangenheit und unserer Vision der Energiezukunft vor Augen werden wir die Macht der Marktkräfte, das Potenzial der Technik und unseren politischen Willen dazu nutzen, für die künftigen Generationen unserer Länder wie auch der Welt insgesamt eine sichere und nachhaltige Energieversorgung zu verwirklichen.

15. Die Minister betonten die wichtige Rolle der IEA bei der Bewältung der Herausforderungen in den Bereichen Energieversorgungssicherheit und Nachhaltigkeit und sie verwiesen auf die Bedeutung, die in diesem Zusammenhang dem Nachweis klarer und messbarer Ergebnisse zukommt. Um die Wirkung der IEA weiter zu stärken, vereinbarten die Minister, im Arbeitsprogramm der IEA die folgenden Schwerpunkte zu setzen:

  • verbesserte Transparenz und Analyse der Energiemärkte;
  • verstärkte Einbindung wichtiger Nichtmitgliedsländer;
  • Erhöhung der Energieeffizienz insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude;
  • Forschung und Entwicklung saubererer Verbrennungstechnologien sowie von CO2-Abscheidung und -Lagerung;
  • Förderung eines verbesserten Investitionsumfelds, um die Herausforderungen der künftigen Energienachfrage zu bewältigen, die zu einem Großteil auf die Entwicklungsländer entfallen wird;
  • weitere Arbeiten zu den Themen Wirtschaftswachstum und CO2-Minderung.


16. Um die Kluft zwischen dem aktuellen Stand und den erforderlichen Maßnahmen zu überbrücken, wird die IEA dazu beitragen, Strategien mit dem Ziel einer sauberen, intelligenten und wettbewerbsorientierten Energiezukunft zu entwickeln. Dies erfordert Führungsstärke und Zusammenarbeit.